Die Compagnie Générale Transatlantique S.A. (CGT) war eine halbstaatliche französische Reederei mit Hauptsitz in Paris. Heimathafen für die Schiffe war Le Havre an der Kanalküste. Die Reederei betrieb Fracht- und Passagierdienste nach Nord- und Mittelamerika sowie im Mittelmeer. Für die CGT, Transat oder auch French Line waren einige der größten Passagierschiffe in Dienst, darunter die Ile de France, die Normandie oder die France.
Geschichte
1861 wurde die Compagnie Générale Transatlantique S.A. gegründet, um Fracht- und Passagierdienste nach Nord- und Mittelamerika sowie die staatlich subventionierte Postbeförderung auf diesen Routen zu betreiben. Gründer der Reederei waren die Brüder Émile (1800–1875) und Isaac Pereire (1806–1880), die von Kaiser Napoléon III. die Postrechte auf diesen Strecken erhalten hatten.
Unter der Leitung der Brüder Pereire stieg die CGT zur größten Reederei Frankreichs und einer der führenden Reedereien der Welt auf. In kurzer Zeit wurden bei britischen Werften mehrere Passagierdampfer bestellt, alle noch Seitenraddampfer. 1866 kamen mit der Péreire und der Ville de Paris die ersten Schraubendampfer in Dienst. Da die Postkonvention mit der kaiserlichen Regierung vorschrieb, dass die Mehrheit der einzusetzenden Schiffe in Frankreich zu bauen waren, gründeten die Brüder im Januar 1862 mit dem schottischen Schiffbauer John Scott in Saint-Nazaire die Werft Chantiers de Penhoët. Aus dieser Werft entwickelte sich die heute größte Werft Frankreichs, die Chantiers de l’Atlantique. Im Jahr 1865 bestand die Flotte der Reederei bereits aus 27 Schiffen aller Art, 1888 waren es beachtliche 69. Im Jahre 1878 startete die Reederei mit Liniendiensten im Mittelmeer, hauptsächlich auf den Routen von den französischen Mittelmeerhäfen nach der nordafrikanischen Küste, zu den damals wichtigen französischen Provinzen/Kolonien/Protektoraten von Algerien, Tunesien und Marokko.
1877 wurde Eugène Péreire, der Sohn von Isaac Péreire, Präsident der CGT, der er bis 1904 vorstand. Unter ihm wurden einige technische Neuerungen auf den Schiffen der Linie eingeführt, wie elektrisches Licht, gekühlte Laderäume und die Umstellung der Raddampfer auf Schraubenantrieb. 1891 unternahm die Touraine der Gesellschaft die erste Mittelmeer-Kreuzfahrt. Trotzdem rangierte die CGT im Passagiertransport weit hinter der britischen und deutschen Konkurrenz. Obwohl die Reederei wegen der Postsubventionen an schnellen und leistungsfähigen Schiffen interessiert war, wurden nie ausdrückliche Rekordbrecher gebaut. Angesichts der mit steigender Geschwindigkeit zugleich enorm wachsenden Betriebskosten meinte einer der CGT-Präsidenten einmal Da kostet der Kaviar weniger als die Kohle.
So musste die Reederei per Sondergesetz zum Bau von schnellen Passagierschiffen gezwungen werden. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts gab die Linie in schneller Folge eine Reihe größerer Schiffe in Auftrag. 1900 bzw. 1901 ging mit der La Lorraine und der La Savoie die ersten Schiffe mit mehr als 10.000 BRT in Dienst. 1906 folgte mit der La Provence schon ein 13.000-Tonner und 1912 mit der France der erste 20.000-Tonner und Frankreichs einziger Vier-Schornsteiner. Der Erste Weltkrieg unterbrach diese Entwicklung und brachte der Reederei einige herbe Verluste an Mannschaften und Schiffen. Die größeren Passagierschiffe kamen aber meist unbeschädigt durch den Krieg, so dass die Reederei zu Beginn der 1920er Jahre nahtlos weitermachen konnte.
1921 nahm die Paris, mit 34.569 BRT vermessen, den Betrieb auf, und 1926 folgte mit der île de France (43.153 BRT) einer der berühmtesten Transatlantikliner überhaupt. Die CGT expandierte auf allen Routen, es brach das goldene Zeitalter für die Reederei an. Mit den Schiffen Lafayette (1930, 25.178 BRT) und Champlain (1932, 28.124 BRT) stießen wichtige Verstärkungen für den Transatlantikdienst zur Flotte. 1935 lieferte die Werft von Penhoët mit der Normandie ihr Meisterstück ab, nicht nur, dass sie mit 79.280 BRT (später durch Umbau auf 83.423 BRT gesteigert) das größte Schiff der Welt war, sondern mit 30 Knoten auch das schnellste. Die Normandie blieb Frankreichs einzige Inhaberin des Blauen Bandes.
Ende der 1930er Jahre traf die Reederei eine ungewöhnlich Welle von Schiffsverlusten. 1938 brannte die Lafayette in Le Havre aus, ebenso 1939 die Paris. Der 1939 ausbrechende Zweite Weltkrieg bedeutete fast den Totalverlust der Flotte. 1940 sank die Champlain nach einem Minentreffer bei La Palice, und 1942 brannte die Normandie, der Stolz Frankreichs, während Umbauarbeiten zum Truppentransporter in New York aus.
Bei Kriegsende stand die Reederei vor einem Neuanfang. Von der stolzen Flotte großer Passagierschiffe war nur die Ile de France sowie die kleinere De Grasse aus dem Jahr 1924 geblieben. Bei der Vorkriegs-Frachterflotte sah es nicht besser aus. 1946 erhielt die CGT aus dem Fundus überlebender deutscher Schiffe die Europa des NDL, die als Liberté für die CGT in Dienst ging. Die mit Beginn der 1960er Jahre einsetzenden großen Veränderungen in der Schifffahrt machten größere Neubauprogramme unsinnig, doch die alternden Liner Ile de France und Liberté erforderten einen Neubau. 1961 nahm die France (66.348 BRT) den Betrieb auf, Frankreichs letzter Luxusliner im klassischen Stil. Durch das Flugzeug waren die Passagierdienste jedoch nicht mehr zu halten, und 1974 strich der französische Staat die Subventionen. Die France wurde stillgelegt und die Passagierdienste wurden eingestellt.
Die CGT wurde Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre umstrukturiert. 1969 wurden die Mittelmeerdienste mit der Cie. Navigation Mixte S.A. zur Cie. Générale Trans-Mediterranée (CGTM) zusammengelegt, aus der 1976 der staatliche Fährdienst Société nationale maritime Corse Méditerranée wurde. 1974 fusionierte die Frachtsparte der CGT mit der Cie. des Messageries Maritimes S.A. zur Compagnie Générale Maritime (CGM). Die CGM wurde zu einer der größten Container-Reedereien der Welt und 1999 mit der Compagnie Maritime d’Affrètement zur CMA-CGM-Gruppe privatisiert.
Schiffe (Auswahl)
Passagierschiffe
Fährschiffe
Frachtschiffe
Containerschiffe
Literatur
- Compagnie Générale Transatlantique. In: HP-Magazin für historische Wertpapiere & gültige Nebenwerte. Nr. 9, 1992, S. 36.
Weblinks
- Frühe Zeitungsartikel zur Compagnie Générale Transatlantique in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Das Größte Schiff der Welt, in B.Z. am Mittag, Berlin, 1929. „Die CGT baut einen Dampfer mit den Maßen L=280 m, B=34 m, der ausschließlich mit Elektromotoren angetrieben wird.“
Einzelnachweise




